Foto: Gerhard Wolff

So erfüllt man Wünsche

am 15. Oktober 2015 | in Dialog und Teilhabe, Perspektive Armut | von | mit 0 Kommentaren

Am Donnerstagnachmittag bin ich auf dem Weg in die Bonner Innenstadt. Dort verspricht man mir, werden alle meine Wünsche erfüllt: Im Büro für Wunsch- und Fähigkeitsvermittlung.

Das Büro ist licht- und luftdurchflutet. Ein Pavillon, darunter zwei Schreibtische. Kleine Snacks stehen bereit. Mein Gegenüber: jung, männlich. Zwei Karteikarten liegen zwischen uns – rot und blau. Jetzt muss ich also nur noch all meine Wünsche äußern… aber das ist gar nicht so einfach, wenn man einmal wirklich darüber nachdenkt. Einfach Geld, ein schnelles Auto und Ruhm machen ja auch nicht wirklich glücklich, denke ich.

Vielleicht kümmern wir uns erst einmal um die andere Karteikarte: meine Fähigkeiten, die ich anbiete, um anderen ihre Wünsche zu erfüllen. Klar, ich helfe ja immer gerne! Aber was ist es denn, das ich beherrsche und mit dem ich anderen helfen kann? Ich kann keine Krankheiten heilen oder Heizungen reparieren, Dächer abdichten oder Socken stopfen. Ich kann eher so unnütze Sachen: lange schlafen. Oder Filme zitieren.

Bei meinen Überlegungen bin ich aber glücklicherweise nicht alleine. Das Büro hilft. Und so kommen wir in ein langes Gespräch über Wünsche und Fähigkeiten, über einen selbst und andere, über die Gesellschaft, Konsum, Globalisierung, Gerechtigkeit und das Gute Leben.

Foto: Gerhard Wolff

Foto: Gerhard Wolff

Das Büro für Wunsch- und Fähigkeitsvermittlung ist ein Projekt der beiden Kunststudenten Leon von der Elzt und Leo Fischer, die beim hochschulinternen Wettbewerb „Perspektive Armut II“ der Alanus Hochschule und der Montag Stiftung Kunst und Gesellschaft eine Förderung gewonnen haben. Neben dem „Büro“ sind vier weitere Studierendenprojekte mit jeweils 1.500€ ausgezeichnet worden.

Nach der temporären Installation des Büros in Bonn werden die beiden Studenten auch in der Schweiz nach Wünschen und Fähigkeiten suchen – von der Eltz studiert nach seinem Abschluss an der Alanus Hochschule jetzt Postindustrielles Design in Basel.

Ich sehe, wie viele Passanten interessiert stehenbleiben, aber den Kontakt scheuen. Andere fragen, was denn hier los sei, wollen sich aber nicht zu einem „offiziellen“ Gespräch mit an einen der beiden Schreibtische setzen. Trotzdem entspinnt sich auch im Nachfragen und Stehen oft ein Gespräch über Wünsche und Bedürfnisse.

Es sind aber viele, die nicht nur gucken, sondern mitmachen. Die Karteikarten füllen sich. Am Ende bleiben auch meine beiden Karteikarten nicht leer. An manchen Stellen bin ich selbst überrascht, was ich doch alles kann, welche Fähigkeiten ich anderen Menschen zur Hilfe anbieten kann. Und überrascht, was mir meine Wünsche über mich selbst erzählen.

Dann bleibt den beiden Künstlern nur noch, Wünsche und Fähigkeiten, Wünschende und Erfüllende zusammenzubringen. So einfach kann das sein.

Das Büro für Wunsch- und Fähigkeitsvermittlung:
http://bwfv.jimdo.com/

 

Foto oben: Gerhard Wolff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

« »