Nils Limberg studiert Fotografie an der Folkwang Universität in Essen und war schon in Rostock beim Aufbau des Projektes Welt im Umbruch dabei. In Duisburg übernimmt er als Teil des Teams einen Part der Kunstvermittlung vor Ort und hat dort in der ersten Woche bei jedem Wetter viel erlebt. Im Gespräch mit Ruth Gilberger gibt er einen kleinen Zwischenbericht:
Ich bin ganz unvoreingenommen und in völliger Unkenntnis nach Duisburg gekommen. Duisburg sah in meinem Kopf immer aus wie Essen – nur kleiner und unbedeutender – jetzt entwickelt sich ein anderes Bild.
Mein Resümee nach der ersten Woche? Als Besucher und Besucherinnen waren auf jeden Fall eher ältere ab 30, ab 40 und noch ältere Bürgerinnen und Bürger da. Dafür aber auch Personen, die sonst wahrscheinlich selten Fotoausstellungen besuchen. Jugendliche gab es zunächst nur, als Teresa und Eisenhart sie direkt in der Stadt angesprochen haben mit dem mobilen Bildatlas. Sie fühlten sich allerdings dann so wohl, dass sie am Abend aus dem Café Courage quasi rauskomplementiert werden mussten. Allerdings waren auch Jugendliche von Jugend trifft Kunst vom Lehmbruck Museum gleich am Sonntag hier und fanden neben den Fotos das Café am coolsten. Auf die Bildatlas-Umfrage lassen sich so ziemlich alle ein und über das Blättern darin kommt man dann auch in gute Gespräche, die entweder sehr persönlich werden oder Stereotype von Umbrüchen hörbar werden lassen.
Interessant ist, wie sich der Kommunikationsfluss umkehrt:
Eigentlich bin ich dafür da, Informationen über das Projekt, die Fotos und die Fotografen zu vermitteln – aber meistens erzählen die Besucher und Besucherinnen dann ganz viel von sich selbst.
Kinder sind immer total fasziniert von den Fotos und trauen sich, ihren Fragemodus auf alles zu erweitern – vor allem Jungen interessieren sich für die Container und fragen zum Beispiel, ob wir auch darin schlafen.
Ein ganz besonderes Erlebnis? Das war der heuschreckenartige Überfall einer Horde von Kindern, die eigentlich das Konzert im Zelt besuchen sollten, keinerlei Respekt zeigten und in Sekundenschnelle alles aufaßen – Glückskekse, Kekse, Limonaden, Mandarinen – und dann wieder weg waren.
Einer von ihnen ließ sich dann doch seinen Glückskeks vorlesen – und schien tatsächlich interessiert, was darauf stand.
Ich habe jetzt schon das Gefühl, Duisburg und die Duisburger ein Stück weit zu kennen – und in den wenigen Tagen viel Spannendes über die Stadtteile und die Menschen erfahren zu haben.