Foto: Hein Htet Aung

miteinander vertraut werden in Yangon

am 09. April 2020 | in Wagnisse des Neuen | von | mit 0 Kommentaren

zwei einander Fremde

stehen

mitten auf dem Gehweg

Hand in Hand

in Stille für eine Weile

Im März 2020 ist die Künstlerin katharinajej zu einer Residenz beim New Zero Art Space in Yangon, Myanmar eingeladen. Dort, im sehr warmen Yangon, entwickelt sie aus der Performance miteinander warm werden, die im deutschen Winter 2019 entstand, die Performance miteinander vertraut werden. So lädt sie im öffentlichen Stadtraum für ein miteinander vertraut werden die ihr nun sehr fremden Menschen aus einer gänzlich anderen Kultur zu einer gegenseitigen Berührung der Hände ein. In diesem Kontakt zweier sich unbekannter Körper verweilt katharinajej mit ihrem Gegenüber in Stille. Gemeinsam werden sie zu einer lebendigen Skulptur im geschäftigen Stadtalltag, zu einem Zeichen der Vertrautheit von Fremden. Die Begegnungen finden vor den Augen der Passanten statt. Ein Schild neben ihnen aufgestellt informiert über Hintergründe.

In Tagen der Existenz des und der Angst vor der Ansteckung mit dem Corona Virus waren das vielleicht vorerst die letzten unbedarften, genussvollen und ersehnten Momente von einem physischem Kontakt und Verbindung mit dem anderen Fremden?

 

Foto: Hein Htet Aung

Gedanken dazu von katharinajej nach dem miteinander vertraut werden auf den Straßen von Yangon vom 9.3.20 -12.3.20.

und wieder bin ich geflasht.

ich gebe dir meine Hände.

dir du Mensch der gerade noch an mir vorbeiging. einer von vielen im Gedränge. der mir völlig unbekannt war. der sich dann doch umdreht und zur mir zurückkommt. der dann das Schild liest und mich neugierig anspricht.

dir du Mensch der schon wegging und 5 Minuten später zurückkehrt, weil er seinen ganzen Mut zusammengenommen hat.

dir du Mensch für den eine Berührung mit fremden Menschen eigentlich Tabu ist.

dir du Mensch, dessen Sprache ich nicht spreche, dessen Leben und Kultur ich nicht kenne. den ich doch denke ganz zu verstehen während wir unsere Hände halten und uns in die Augen sehen.

dir du Mensch der kaum Zähne hat oder aber im Anzug steckt und perfekt Englisch spricht. mit dem ich mich eins fühle, weil wir auf dem gleichen Boden stehen und einfach miteinander sind.

dir du Mensch in dessen Augen ich mich verliere, die Welt um mich herum vergesse, in ein Zeitloch eintauche und erst aufwache als nach 3 Minuten der Wecker klingelt.

dir du Mensch der mich an diesem mir fremden Ort im gemeinsamen Schwitzen unserer Hände nicht mehr fremd und alleine fühlen lässt.

dir du Mensch den ich dann Tage später auf der Straße wiedererkenne nur, weil wir drei Minuten zusammen in Stille verbunden waren. der mich seinen Freunden vorstellt und mich zu sich nach Hause bringt, um mir dort seine selbstgemalten Bilder zu zeigen.

 

Foto: Hein Htet Aung

 

Foto: Hein Htet Aung

 

Foto: Hein Htet Aung

 

Foto: Hein Htet Aung

 

Foto: Hein Htet Aung

 

Foto: Hein Htet Aung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

« »