Ausgehend von den positiven, ermutigenden Erfahrungen und dem vielstimmigen Widerhall vor allem auf unsere vorangegangenen Projekte „Landschaffen“ und „Neuland“ in Rheydt werden wir zukünftig noch stärker die Potenziale und Stimmen vor Ort in die künstlerische Entwicklung unserer Projekte mit einbeziehen.
Wir sind überzeugt, dass partizipative Kunstprojekte das Potenzial haben, alle Akteure, und damit sind Kunstschaffende wie Teilnehmende gleichermaßen gemeint, nicht nur als Teilhabende einzubeziehen, sondern als gleichermaßen Teilgebende befähigen zu können.
Einen wesentlichen Anteil daran hat die Kommunikation mit und vor allem auch ohne Worte, die im Widerklang die Beziehungen zwischen den Dingen, den Menschen und der Welt herstellen und neue Beziehungen begünstigen kann. Das gemeinschaftliche künstlerische Gestalten und Handeln wurde im besonderen Maße von allen Beteiligten als beziehungsstiftend erachtet. Als Stiftung, die dem Leitbild „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ verpflichtet ist, messen wir dem Bedeutungsfeld von Beziehungen im Hinblick auf die Gestaltung von Kunst eine besondere Wichtigkeit zu.
„Wirf einen hellen Ton zum Fenster hinaus und schicke ihn um die Erde. Warte, bis er rückwärts durch die Tür wieder eintrifft – angereichert mit allen Tönen, denen er auf seinem Weg begegnet ist. Lass dich von diesem Klang zu Boden schmettern.“ Gerhard Rühm, 1975
Das diesjährige Projekt „Rheydter Resonanzen“ ist der Versuch, den Widerklang auf Vergangenes, das Realisieren im Jetzt mit den Impulsen für Morgen zu verbinden.
Als „Resonanzorte“ haben wir für dieses Jahr in Rheydt gleich mehrere gewählt:
Wir nutzen, ähnlich wie im letzten Jahr, einen Leerstand: diesmal mitten in der Rheydter Innenstadt, um von dort aus künstlerische Impulse in die Stadt und in den öffentlichen Raum zu senden, aber auch als Freiraum, um die Potenziale und Interessen der Menschen vor Ort sichtbar werden zu lassen.
So werden sich jeden Donnerstag von 14-18 Uhr die Räume in ein „offenes Atelier für alle“ verwandeln, in dem eigene Ideen und Arbeiten eigenständig oder mit künstlerischer Begleitung entwickelt werden können. Es kann aber auch mit diversen vorhandenen, mitgebrachten oder noch zu findenden Materialien experimentiert und probiert werden – Dabei sein ist alles – Zuschauerinnen und Zuschauer sind auch willkommen!
An 9 Doppelterminen (freitags und samstags) ab dem 23.4.2020 sind ebenfalls alle Interessierte eingeladen, in die Räume zu kommen, um von dort aus mit jeweils verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern in die Stadt auszuschwärmen oder vor Ort zu bleiben – Vorkenntnisse sind nicht erforderlich und eine Anmeldung nicht nötig: Es sind alle willkommen. Die künstlerischen Angebote spielen mit der Irritation von Bekanntem und laden dazu ein, sich Unbekanntes vorzustellen und sich auf Wagnisse des Neuen einzulassen. Sie versuchen, Resonanzen auszulösen, auszuhalten und einzufangen, um daraus dann auch wieder Neues zu gestalten – wir sind alle sehr gespannt.
Das Programm wird in Kürze im Internet und als Flyer erhältlich sein.
So werden während der ersten Projektlaufzeit viele künstlerische Verfahren und Materialien zusammen entwickelt und erprobt, die im Sommer ab Juli temporär und mobil in unseren zweiten „Raum“ einfließen werden.
Der mobile „Resonanzraum“ ist als modularer, partizipativer, temporärer und veränderbarer „Kommunikationsraum“ gedacht und befindet sich aktuell gerade in der experimentellen plastischen und auditiven Entwicklungsphase. Vorstellbar ist er als Hybrid zwischen Pavillon, Kiosk und Kurmuschel: Dabei ist seine Grundkonstruktion so stabil, dass sie den Erfordernissen von temporären Bauten im öffentlichen Raum entspricht, und gleichzeitig so wandelbar, dass sie sich den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort anpassen und sich quasi „anschmiegen“ kann. Mobil, modular und flexibel wird er sich immer wieder in anderer Form auf Tour erproben und vor Ort die Resonanzen aufnehmen – Stimmen, Klänge, Gerüche, Gedanken, Materialien und alles, was in Schwingung versetzt werden kann, – und diese sichtbar machen.
Im Juli und August soll er an zwei bis drei Orten im öffentlichen Raum in Mönchengladbach in der Praxis erprobt werden. Die Erfahrungen und Ergebnisse werden künstlerisch dokumentiert und schon während des Projektes im Ladenlokal „sicht- und hörbar“ werden.
Wir planen, mit dem „Resonanzzaum“ die nächsten zwei Jahre deutschlandweit auf „Tour“ zu gehen und an verschiedenen Orten Station zu machen, um mit und für diese dann ein künstlerisches Projekt zu entwickeln und dort zu realisieren.
Kleiner Nachklang auf die Eingangsfotos der Vitrinen: Die Eigentümerin der Immobilie hat die sich in verwahrlosten Zustand vorgefundenen Vitrinen dauerhaft künstlerisch gestalten lassen!
Ein Besuch in Rheydt lohnt sich auf jeden Fall!