Weimarer Resonanzen

am 09. Dezember 2020 | in Allgemein, Resonanzen, Wagnisse des Neuen | von | mit 0 Kommentaren

Es gibt Widerhall: Zum Thema „Resonanzen“.

Wenn jemand den Begriff Resonanzen und Kunst bei Google eingibt, dann kommt unser Projekt in Rheydt an vierter Stelle. So blieb es nicht aus, dass die Studierenden im Rahmen ihrer Recherche auf uns gestoßen sind und uns zu der Tagung nach Weimar eingeladen haben. Es gibt einen Widerhall, bravo.

Aber das Jahr 2020 bleibt unvorhersehbar. Auch diese Veranstaltung konnte in der ursprünglich geplanten Form nicht stattfinden und wurde online umgesetzt. Während vormittags bei den „Keynotes“ theoretische Vorträge aus den unterschiedlichsten Perspektiven zum Thema Resonanzen in der Kunstvermittlung gehalten wurden, durften wir im Themenblock am Nachmittag als Best Practice Beispiel einen Input beitragen.

Und so wurden wir, Claudia Thümler und Sonja Tucinskij, vor eine Herausforderung gestellt: Wie bekommt man ein Thema, welches durch die praktischen Inhalte eine erfahrungsorientierte Vermittlung finden sollte, in eine Online Tagung, mit ca. 40 Studierenden am Bildschirmfenster?

Stresemannstraße in Rheydt, Reversegrafitti. Foto: Claudia Thümler

Der Ort

Wenn wir schon nicht vor Ort sein dürfen, dann müssen wir uns einen passenden Ort suchen,  an dem wir uns vor den Rechner setzen können. Nach fünf Monaten in Rheydt auf der Stresemannstraße haben wir einen engen Kontakt zu unserer Nachbarin von gegenüber, der Spielothek, aufgebaut.

An den Mauern zur Spielothek wurde schon mit Teilnehmer*innen aus dem Projekt ein Reverse Graffiti angebracht, man kannte uns also. Als spezieller Ort, mit stabilem Internet und als Umraum für die trockene Übung bestens geeignet, so dachten wir. Alles war in trockenen Tüchern, doch dann wurde auch dieser Raum coronabedingt geschlossen. Blieb vorerst nur der private Raum für diese Übung, der allerdings für das Tagungsthema entsprechend so präpariert werden müsste. Schien uns also auch nicht angemessen.

Foto: Hendrik Lietmann

 

Der Ausstellungsraum in der Goldstraße 15 in Duisburg, wo der Berliner Fotograf Hendrik Lietmann, gerade eine Einzelausstellung „Traveling Blues“ hat, gab uns die Möglichkeit, in einem passenden Raum „mit der Kunst im Rücken“ unser Projekt, die Rheydter Resonanzen, bei der virtuellen Tagung in Weimar vorzustellen.

So haben wir nach all den Hürden am 14.11.2020 unseren Vortrag bei der Tagung der Bauhaus Universität Weimar von Duisburg aus gehalten. Die Teilnehmer*innen zeigten ein reges Interesse an den Inhalten sowie deren Planung und stellten viele interessierte Fragen. So entstand ein fruchtbarer Austausch. Besonders bezeichnend war für uns, wie es sich durch die digitale künstlerische Intervention mit den bunten Kacheln (entstanden sind diese durch die unterschiedlichen Klebebänder vor den Kameras), die Stimmung innerhalb der Gruppe aufhellte. Durch das Spiel mit dem Auf- und Zudecken der Kameras konnten wir einen Moment der Interaktion und Resonanzen schaffen, trotz etwa 400 Kilometer räumlicher Entfernung.

Interaktion mit Klebeband vor der Bildschirmkamera. Foto: Claudia Thümler

Denn der eigentliche Plan, praktisch mit den Fotoarbeiten von Hendrik Lietmann zu arbeiten, sie als Sprach-und Handlungsanlass zu nutzen, um aus ihnen heraus Resonanzen zu erzeugen, stellte sich aufgrund der tatsächlichen digitalen Präsenzermüdung als nicht durchführbar heraus. Es zeigte uns wieder, dass das Handeln mit der Kunst eine dialogische leibliche Präsenz benötigt und das gemeinsame Sehen nicht impliziert, dass wir eine gemeinsame Sprache dafür finden oder uns gar verständigen können.

Und genau das ist es, was wir in das neue Jahr mitnehmen möchten: Die sich ständig verändernden Situationen, seien es politische, soziale oder ökonomische, anzunehmen wie sie sind und künstlerisch, mit vollem Körpereinsatz darauf zu reagieren und Resonanzen sichtbar zu machen.

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