Es ist viel geschehen und es gibt viel zu sehen in unserem „Redaktionssitz“ in der Hauptstraße 21 in Pirmasens: Transfer-, Linol- und Siebdrucke aus ganz unterschiedlichen Workshops und Aktionen hängen dort. Im Fenster die zahlreich eingereichten und prämierten Fotos der „schönsten Bäume“ des Pfälzer Waldes, Collagen und Textfragmente aus literarischen Veranstaltungen. Ein vor Ort gedrucktes „Fanzine“ lädt zum Schmökern ein. Die seit Anfang Juni entstandenen Werke zeichnen ein vielschichtiges Bild der ganz unterschiedlichen Teilnehmer*innen und formen damit ein Kaleidoskop der Stadt. Gebündelt finden sich die Erkenntnisse und Visionen des Projektes in der Kunstzeitung „PS: Pflasterstein Paradise“, die Anlass und Dokumentation der Projektidee ist. Sie macht Potenziale vor Ort künstlerisch sichtbarer und versucht sie somit zu stärken. Im Folgenden ausschnittartig einleitende Worte der ersten beiden Zeitungsausgaben und bildliche Impressionen des Projektes.
Wie sich aus alten Pflastersteinen neue Visionen formten…
Outdoor-Werkstatt vor der Redaktionszentrale der PS:Pflasterstein Paradise. Foto: Theresa Herzog.
„So wars Leben…“ (aus einem Interview der Pirmasenser Resonanzen 2022)
Als wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal für einen längeren Zeitraum in Pirmasens waren, um unser Kunstprojekt „Pirmasenser Resonanzen“ umzusetzen, lag unser Fokus auf der Aufsehen erregenden Fußgängerzone mit ihren marmornen Steinen, der pompösen Brunnenanlage und dem monumentalen Exerzierplatz. Wir fragten uns: Was erzählen die Steine von Pirmasens? Viele Pirmasenser*innen berichteten aus vergangenen Zeiten – davon, was früher vielleicht einmal besser war, was längst vergangen ist. Jenseits der Pflastersteine, zwischen biographischen und bewegenden stadtgeschichtlichen Anekdoten, die wir sammelten, zeigten sich allerdings auch, zunächst eher versteckt, einige Ideen und Auffälligkeiten, welche die Zukunft von Pirmasens ausmalten.
„…[da] brannte ein Funke in der Stadt…“ (aus einem Interview der Pirmasenser Resonanzen 2022)
In diesem Jahr richteten wir den Blick gemeinsam nach vorne und riefen zum Träumen auf: Im Rahmen von “PS: Pflasterstein Paradise” entsteht insgesamt über einen Zeitraum von Juni bis September eine künstlerische Zeitung von und für die Menschen in Pirmasens. Diese Kunstzeitung ist kein journalistisches Blatt im herkömmlichen Sinne. In ihr finden zukunftsgerichtete Ideen ihren Platz und das lebendig-bunte Kaleidoskop der Stadt Pirmasens wird sichtbar gemacht.
Welche Geschichten geschrieben werden, das können alle mitgestalten: Letztlich füllt sich die Zeitung erst durch die Menschen, die mitmachen.
Ausgabe #1 der PS: Pflasterstein Paradise. Foto: Theresa Herzog.
Die erste Ausgabe erschien Anfang August, die zweite wird passend zum Projektabschluss vor Ort am 02. September 2023 in unserer Projektzentrale in der Hauptstraße 21, kostenfrei für alle zum Abholen bereit liegen. Das Ende der Projektzeit vor Ort markiert aber noch nicht das Ende der PS:Pflasterstein Paradise!
Die Redaktion wird die gesammelten Geschichten der letzten Wochen und die Visionen, die noch im Nachklang entstehen und an das Redaktionsteam herangetragen werden in den kommenden Wochen in der dritten und vorerst letzten Ausgabe der Kunstzeitung bündeln. Die Ausgabe #3 wird dann ebenfalls vor Ort veröffentlicht und verteilt. Details dazu folgen noch.
Die erste Ausgabe „Juni/Juli“: Pirmasens, wovon träumst du?
In der ersten Ausgabe der Zeitung sind wir zunächst auf Spurensuche gegangen, wo Träume ihren Anfang nehmen können. Denn was passiert zwischen den großgeschriebenen Geschichten von Landgrafen, Wald und Schuh?
Wo verstecken sich die großen Träume im Jetzt und Hier?
Alle waren eingeladen vorbeizukommen, zu erzählen und mitzumachen!
Die zweite Ausgabe „Juli/August“: Willkommen im Kaleidoskop der Stadt!
Die zweite Ausgabe der PS: Pflasterstein Paradise markiert nun einen weiteren Schritt in dem dreimonatigen Projektzeitraum, in dem wir einladen zu träumen, in die Zukunft zu blicken und eigene Visionen für Pirmasens Realität werden zu lassen.
„Welche Geschichten schreibt ihr?“, haben wir gefragt. Es wurde geantwortet.
Die literarischen Workshops „Ankunft in Pirmasens“ und „Kreuz und Quer“ unter der Leitung von Angelika Sinn haben wahre Schätze an Texten und Collagen hervorgebracht. Diese spiegeln eine Vielfalt der einzelnen Perspektiven in der Stadt wieder und erzählen Geschichten von den unterschiedlichsten Wegen, Begegnungen und persönlichen Erfahrungen von Menschen aus Pirmasens.
Wir blicken außerdem zurück auf ein verregnetes Juliwochenende, als Julia von Lucadou inmitten der Fußgängerzone mit einer Schreibmaschine saß und die Geschichten der Menschen einfing, um sie in ein Stück Literatur zu verwandeln. Drei der entstandenen Geschichten finden sich davon in der zweiten Ausgabe.
„Wer ist der Schönste im ganzen Wald?“
Außerdem präsentieren wir stolz die Gewinnerfotos des Fotowettbewerbs „Wer ist der Schönste im ganzen Wald“. Diese Bilder erzählen von der bezaubernden Schönheit der Natur, eingefangen in beeindruckenden Bildern, in und um Pirmasens. Sie geben einen Eindruck, wovon Pirmasens nicht nur träumen muss: Der Pfälzer Wald ist wohl ein perfekter Ort zum traumwandeln bei Tag, ein wahrgewordener Traum und vor allem auch ein Beispiel dafür, dass man sich Träume wahren sollte. Aber das Ende des Fotowettbewerbs ist noch nicht das Ende dieser Reise in den Pfälzer Wald, so viel sei schon mal verraten. Die Fortsetzung folgt in der dritten und vorerst letzten Ausgabe der PS: Pflasterstein Paradise.
Gespräch vor dem Display der Redaktionszentrale in der Hauptstraße 21 in der Pirmasenser Fußgängerzone. Hier finden sich tagesaktuelle Informationen zu den Aktionen des Projektes. Foto: Theresa Herzog.
„Pirmasens, wo willst du hin?“
Ein Zwischenfazit: Die Auseinandersetzung mit der bewegten Geschichte und der Frage nach der Zukunft von Pirmasens birgt so ihre Ambivalenzen. Aber wie wir feststellen, liegt die ernsthafte Auseinandersetzung damit doch den meisten Menschen, denen wir hier begegnen dürfen, sehr am Herzen.
In diesem Kontext gewährt Sigrun Lehr in der zweiten Ausgabe ebenfalls einen Einblick in die Gespräche und Begegnungen beim Stammtisch des Kunstvereins. Dieser Einblick macht deutlich, dass der „Stein des Anstoßes“ vielleicht wieder, oder gerade erst so richtig ins Rollen kommt.
Aprospros: Ohne zu wissen, wo wir uns gemeinsam hinbewegen, ist es bereits sehr vielsagend, sich anzuschauen, wie wir uns in Gemeinschaft bewegen. Während Klaus Kadel-Magin mit der Technik des Siebdrucks und allen Interessierten während eines Workshops Mitte August auslotete „was gemeinsam möglich ist“, schafft die Studierende Lydia Plinke (u.a. Teilnehmende des ResonanzCAMPs 2022) anhand ihrer Zeichnungen zeitgleich ein Bewusstsein für die Bedeutung von gemeinschaftlichen Prozessen und Bewegungen in Handlungsräumen. Bewegung gab es auch beim Schlabbeflickerfestival, organisiert von der Stadt Pirmasens. Aus diesem Anlass haben wir The Rapid Publisher eingeladen, um in unserer Redaktionszentrale Zine herzustellen. Den ganzen Tag wurde geklebt, collagiert und gezeichnet, wodurch 80 Unikate entstanden sind.
Alle Geschichten die erzählt und geschrieben werden, machen diese Zeitung und das Projekt zu dem was sie ist. Wir freuen uns über alle Menschen, die bereits mit uns visioniert und geträumt haben. Und wir freuen uns auf alle, die noch teilhaben werden!
PS: Pflasterstein Paradise. Pirmasens, 2023. Foto: Theresa Herzog.